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Abwasserenergie – Gebäude heizen und kühlen mit erneuerbarer Energie aus dem Untergrund

Abwasserenergie

Gastbeitrag der Rabmer-Gruppe:

Abwasserenergie als Potenzialträger für den Gebäudesektor

Zur Erreichung der globalen und nationalen Klimaschutzziele ist der Einsatz von erneuerbaren Energieträgern absolut notwendig, vor allem wenn man weiß, dass über 50% des weltweiten Energiebedarfs für Wärme und Kälte verwendet wird. In Bezug auf Immobilien gewinnt das Thema noch mehr an Bedeutung, werden doch rund 73% des Energieverbrauches im Gebäudesektor für die Heizung, Kühlung und Warmwasserbereitung verwendet. Bis dato werden dafür nach wie vor primär CO2 kritische Energiequellen eingesetzt, während ein erneuerbarer Energieträger mit großem Potenzial meist noch ungenutzt im Untergrund läuft – die Rede ist von Abwasserenergie in der Kanalisation.

Wie kann man Abwasserenergie für Immobilien nutzen?

In jedem Haushalt und Betrieb fällt Tag für Tag eine große Menge Abwasser an, dazu kommen beträchtliche Mengen an Industrieabwässer, welche als „schmutzige Angelegenheit“ betrachtet werden und meist ungenutzt über die Kanalisation in die Kläranlagen fließen. Doch aus diesem vermeintlich „schmutzigen“ Wasser kann ganz einfach und effizient „saubere“ Energie gewonnen werden. Denn Abwasserenergie steht ganzjährig, rund um die Uhr mit – im Vergleich zu Grundwasser  oder Luft – hohem Temperaturniveau zur Verfügung und auch die dafür benötigten Technologien sind erprobt und bewährt. Das Herzstück bilden dabei innovative Wärmetauscher, mit denen man die Temperatur aus dem Abwasser entzieht. Mittels Wärmepumpen wird diese dann nochmals erhöht und für die Beheizung von Gebäuden nutzbar gemacht. Im Sommer werden die Abwasser-energieanlagen dann zur Raumkühlung eingesetzt. Die Wärmepumpe wirkt dabei in „umgekehrter“ Weise als Kältemaschine. Möglich ist auch eine direkte Nutzung der Abwasserkälte mittels Bauteilkühlung. Durch die Kombination von Heizen und Kühlen mit ein und derselben Anlage ergeben sich relativ kurze Amortisationszeiten für derartige Projekte.

Unterschiedliche Technologien für unterschiedliche Anforderungen

Abwasserenergie - TechnologieBei kleineren Anlagen mit einer Leistung von 100 kW – ca. 1 MW werden spezielle Wärmetauscher direkt im Kanalrohr verlegt, die Leitungen führen zum Technikraum des Gebäudes, wo sich die Wärmepumpe befindet, welche an die Heiz- und Kühlsysteme im Gebäude angeschlossen ist. Bei „Großanlagen“ mit einer Leistung von 1 oder mehreren Megawatt wird das Kanalabwasser über einen Schacht in einen Technikraum geleitet, wo innovative Wärmetauscherbündel in Kombination mit Wärmepumpen die Abwärme wiederum für die Gebäudeheizung im Winterfall bzw. Kühlung im Sommer nützen.

Um Abwasser als erneuerbaren Energieträger nutzen zu können, muss sich der Energieabnehmer in einem Umkreis von maximal 900 Metern zu einem Kanal befinden – und dieser zudem über eine Durchflussmenge von mindestens zehn Litern pro Sekunde verfügen. Studien zeigen, dass rund zwölf Prozent der Gebäude mit Energie aus Abwasser beheizt und gekühlt werden könnten und damit ein wesentlicher Beitrag zur Reduktion des CO2 Ausstoßes geleistet werden kann.

Energie aus Abwasser gewinnt in Österreich zunehmend an Bedeutung

In Deutschland, Skandinavien und der Schweiz wird mittlerweile im großen Stil auf Energie aus Abwasser zurückgegriffen. Im Jahr 2018 wurde Abwasserenergie nun auch auf europäischer Ebene als erneuerbare Energiequelle eingestuft. Auch in Österreich gewinnt die Technologie immer mehr an Bedeutung. So wurden bereits Anlagen in Wien, Innsbruck oder Amstetten realisiert, die eindrucksvoll belegen, welch großes Potential diese Technologie in Bezug auf Klimaschutz- und CO2-Reduktion auch in Österreich hat. Weitere Projekte befinden sich in Planung und kommen in den nächsten Monaten und Jahren zur Umsetzung.

Dass der Trend langsam aber sicher in Richtung erneuerbare Energie aus dem „Untergrund“ geht, zeigt sich nicht zuletzt in der Tatsache, dass die Rabmer Gruppe für ihre „Energiegewinnung aus Abwasser zum Heizen und Kühlen von Gebäuden“ jüngst mit dem Green and Blue Building Award ausgezeichnet wurde. Der Jury-Vorsitzende Marc Guide Höhne brachte es bei der Preisvergabe am 26. Jänner auf den Punkt: „Uns hat vor allem die hohe Lebenszyklus-Relevanz dieser Technologie überzeugt. Wir sind der Meinung, dass ‚Energie aus Abwasser‘ bei jedem größeren Projekt zwingend evaluiert werden sollte. Und dazu wollen wir auch den Anstoß geben.“


Über die Rabmer-Gruppe:
Die Rabmer Gruppe ist ein oberösterreichisches Familienunternehmen mit Sitz in Altenberg bei Linz und seit 2019 Mitglied der ÖGNI. Das Unternehmen wird von Ulrike Rabmer-Koller in 2. Generation geführt und verbindet Tradition mit Innovation sowie regionale Verankerung mit internationaler Tätigkeit. Die Schwerpunkte liegen auf Bau & Immobilien sowie Umwelttechnologie mit Fokus auf Wasser- & Abwassertechnologie sowie erneuerbarer Energie. Die Rabmer Gruppe setzt bereits seit mehr als 30 Jahren mit einer breiten Palette an innovativen Umwelttechnologien auf Lösungen für den Klimaschutz und gilt unter anderem als europäischer Pionier im Bereich „Grabungsfreier Rohrsanierung“. Als Klimabündnisbetrieb und Träger des Österreichischen Bundesumweltzeichens wird auch im eigenen Unternehmen großer Wert auf das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz gelegt. Innovative Technologien und gut ausgebildete Fachkräfte bilden die Basis für den Unternehmenserfolg – so wird auch verstärkt auf die betriebliche Lehrlingsausbildung gesetzt. Die Rabmer Gruppe beschäftigt aktuell 110 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Umsatz von 17.9 Mio. Euro.

Mehr unter: https://www.rabmer.at/

Das ÖGNI Positionspapier zum Thema „Gebäude und Energie“ finden Sie hier.

Katharina Saxa

Autor

Seit 2019 sorgt Katharina Saxa bei der ÖGNI tatkräftig dafür, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Branche zu stärken.