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Die Bedeutung der Standortqualität

standortqualität
Gastbeitrag von Evgeni Gerginski – Geschäftsführer von Hawlik Gerginski Architekten

Standortqualität? Ja, genau. Ein häufig unterschätzter Umstand, wenn es darum geht, die Nachhaltigkeit einer Immobilie zu bewerten. Ein gut gewählter Standort kann nicht nur die Rentabilität des Objekts steigern, sondern auch einen positiven Einfluss auf die Umwelt UND die Lebensqualität der Bewohner:innen haben. So kann sichergestellt werden, dass die Nutzer möglichst lange die Immobile nutzen. Welche Themen sind dabei besonders wichtig?

Auswirkungen des Mikrostandorts
Ein entscheidender Faktor für die Standortqualität eines Gebäudes ist der Mikrostandort. Dieser umfasst unter anderem die Gefahr von Naturkatastrophen wie Überschwemmungen oder Erdrutschen. Es ist wohl selbsterklärend, wie wichtig es ist, eine Immobilien an so einem Standort vor solchen Risiken zu schützen – vor allem auch, um die Sicherheit der Bewohner:innen zu gewährleisten.

Die Luftqualität ist ein weiterer kritischer Mikrostandort-Aspekt. Eine Lage mit guter Luftqualität trägt nicht nur zur Gesundheit der Objekt-Nutzer:innen bei, sondern kann auch die Energieeffizienz eines Gebäudes verbessern. Saubere und kühlere Luft bedeutet auch weniger Energieverbrauch der Lüftungssysteme.

Die Schallbelastung ist ein weiterer wichtiger Faktor: Ein Standort in der Nähe von stark befahrenen Straßen oder Industrieanlagen kann zu erheblicher Lärmbelästigung führen. Das wiederum schränkt die Lebensqualität der Bewohner:innen ein.

Zu guter Letzt ist die Radonbelastung ein oft übersehener Punkt des Mikrostandorts. Radon ist ein radioaktives Gas, das aus dem Boden austritt. In geschlossenen Räumen verursacht es unter Umständen gesundheitliche Probleme. Die Prüfung und gegebenenfalls die Radonabdichtung eines Standorts sind von enormer Wichtigkeit.

Einfluss auf das Quartier
Die Standortqualität hat nicht nur Auswirkungen auf das einzelne Gebäude , sondern auch auf das umliegende Quartier. Eine fachliche Bewertung des Standorts ist deshalb entscheidend. Eine Lage mit guter Anbindung an die Infrastruktur, guter Erreichbarkeit und geringen Umweltauswirkungen ist attraktiver für Investor:innen und Bewohner:innen.

Was der Standort ausstrahlt, wirkt sich selbstverständlich auch auf das Image des Quartiers aus. Ein modernes, nachhaltiges Gebäude kann es insgesamt attraktiver machen und die Immobilienpreise in der Umgebung in die Höhe treiben.

Auch Synergiepotentiale eines Neubaus wirken sich auf die Standortqualität aus. Ein nachhaltiges Gebäude bringt positive Synergieeffekte mit sich – wie beispielsweise die Errichtung auf bereits versiegelter Flächen oder die gemeinsame Nutzung von Ressourcen zwischen den Gebäuden.

Außerdem kann eine neue Immobilie entscheidende Impulse im Quartier geben. Ein Neubau vermag es, die lokale Wirtschaft ankurbeln, neue Arbeitsplätze zu schaffen und die soziale Vielfalt in der Umgebung zu fördern. Die Gestaltung eines Gebäudes sollte darauf abzielen, diese positiven Impulse zu maximieren.

Verkehrsanbindung
Der wohl am meisten selbsterklärende Punkt im Rahmen der Standortqualität: die Verkehrsanbindung. Sie beeinflusst die Erreichbarkeit des Standorts und die Mobilität der Bewohner:innen. Die Verfügbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel ist ein Schlüsselfaktor für die Nachhaltigkeit eines Standorts. Ein gut ausgebauter öffentlicher Nahverkehr ermöglicht es Immobilien-Nutzer:innen, auf das Auto zu verzichten und reduziert so den Verkehr und die Umweltauswirkungen. Haltestellen sollten auf jeden Fall barrierefrei gestaltet werden – genauso wie das Gebäude selbst. Inklusion ist hier das entscheidende Stichwort.

Der motorisierte Individualverkehr (MIV) sollte sorgfältig geprüft werden. Eine gute Anbindung an Straßen und Autobahnen kann die Erreichbarkeit verbessern, aber gleichzeitig zu Verkehrsproblemen führen. Daher ist es wichtig, Maßnahmen zur Verkehrslenkung und Parkraumbewirtschaftung zu implementieren.

Was natürlich auch zum Aspekt der Verkehrsanbindung gehört, ist die Förderung des Radverkehrs und des Fußgängerverkehrs. Sichere Radwege und deren Anbindung an überregionale Radnetze tragen nicht nur zur Umweltfreundlichkeit bei, sondern fördern auch die menschliche Gesundheit.

Nähe zu nutzungsrelevanten Objekten und Einrichtungen
Dieser Punkt umfasst die soziale Infrastruktur wie Schulen und Kindergärten, die die Bedürfnisse von Familien abdecken. Aber auch die Verfügbarkeit von Freizeiteinrichtungen wie Parks, Sportplätzen und kulturellen Veranstaltungen trägt zur Lebensqualität bei und fördert ein aktives und gesundes Leben – sowohl physisch wie auch seelisch.

Was sich jedenfalls auch in der Nähe einer (Wohn-)Immobilie befinden sollte, sind:

  • Nahversorger
  • Gastronomie-Betriebe
  • Dienstleistungen (z.B. Frisör)
  • Ärzte/medizinischen Versorgung

Die Nutzungsvielfalt im Gebäude selbst kann die Attraktivität eines Standorts außerdem steigern. Innovative Dienstleister:innen, Coworking-Spaces und Einrichtungen zur Kinderbetreuung bereichern das Leben der Bewohner:innen.

Wir sehen also: Die Standortqualität ist insgesamt ein komplexes Thema, das viele verschiedene Aspekte berücksichtigt. Eine sorgfältige Analyse und Planung sind entscheidend, um nachhaltige Immobilien zu schaffen.

 

„Beim nächsten Beitrag beleuchtet Architekt Evgeni Gerginski die Bedeutung der „Ökologie“ für den Standort und der Immobilie. Dabei wird er auch auf die Parallelen zum Umweltziel „Schutz der Biodiversität und der Ökosysteme“ der EU-Taxonomie eingehen und die künftige Taxonomiefähigkeit von Bauten auf der grünen Wiese beleuchten.“